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Künstlerisches Bühnenbild für Tschaikowskys Jolanthe – Digitale Aquarellwelt auf der Theaterbühne

  • Autorenbild: Hannah Robinson
    Hannah Robinson
  • 22. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Sept.

Jolanthe die schläft beim Schlaflied



Für die Oper Jolanthe von Peter I. Tschaikowsky am Theater Nordhausen durfte ich ein künstlerisches Bühnenbild gestalten. Eine Arbeit, die mich besonders bewegt hat, da ich schon immer ein großer Fan des Theaters war und von der Arbeit vor und hinter der Bühne fasziniert bin. Das Projekt bot mir Raum, meine Kreativität frei zu entfalten. Meine Aufgabe war es, die lyrische, poetische Stimmung dieser Oper in eine visuelle Welt zu übertragen, die die Zuschauer*innen bei dem Stück durchgehend zur Opernmusik begleitete.



Die Arbeit an diesem Projekt begann bereits im Februar 2024. Inszenierungsleiter und Regisseur Marian Kalus hatte eine Vision. Er suchte nach einer Illustratorin, die klassische Aquarell-Illustrationen erschaffen und diese zugleich animieren konnte, um sie als Bühnenprojektion einzusetzen. Über ein Jahr hinweg waren wir im engen Austausch, entwickelten Skizzen, Storyboards, arbeiteten an den Animationsabläufen. Dabei fanden wir Wege um Jolanthes Gefühle und ihre besondere „Sicht“ auf ihre Welt sichtbar zu machen.


Erste Skizze des Bühnenaufbaus für Jolanthe.
Erste Skizze des Bühnenaufbaus.

Statt klassischer Kulissen setzte der Regisseur Marian Kalus auf eine Bühnenbild-Projektion auf Leinwand: handgezeichnete Wasserfarben-Illustrationen, die digital animiert wurden. Diese Mischung aus traditioneller Malerei und moderner Technik lies eine einzigartige Atmosphäre entstehen.


Durch die dezenten illustrierten Animationen für den Hintergrund bewegte sich das Bühnenbild Szene zu Szene subtil und dennoch lebendig, ohne die Handlung zu überlagern – ein fließendes Zusammenspiel von Musik, Bild und Emotion. In der Mitte der Bühne befand sich durchgehend ein riesiges Metallgerüst, wie ein Käfig, der außer drei einzelne Stühle die einzige Requisite war.


Moodboard Bildersammlung als Inspiration.
Moodboard Bildersammlung als Inspiration von Marian Kalus

Das Bühnenbild selbst wurde bewusst schlicht gehalten: viel Schwarz-Weiß, dezente Farbnuancen, die eine innere Spannung erzeugten. Über 100 verschiedene Lichtstimmungen wurden für das Stück entwickelt (großes Lob hier nochmal an die Lichttechniker!), die entscheidend zur Gesamtwirkung beitrugen. Erst zur zweiten Hälfte des Stücks kam Farbe ins Spiel – zunächst durch eine einzelne rote Rose.


Ein Animation im Stück bei der sich die Wolken zum Kreuzgang verdichten. Musik hier dient nur der Veranschaulichung und ist KEINE Aufnahme des Theaters Nordhausen. Musik: Chor und Orchester des Bolschoi-Theaters der UdSSR aus 1976.

Jede Szene wurde so gestaltet, dass sie die innere Welt von Jolanthe widerspiegelt. Die Sänger bewegen sich selbst in einem Bühnenraum, der anfangs von Dunkelheit und Abgeschlossenheit geprägt ist, bevor er sich Schritt für Schritt in eine farbige, offene Welt verwandelt.


Bühnenbild Jolanthe von Proben
Erste Bilder bei den Proben in Nordhausen.

Besonders eindrucksvoll war das Schlaflied, gesungen vom Damenchor: Die Bühne erstrahlte im warmen Kerzenschein, während im Hintergrund animierte Sterne leuchteten. Der Gesang entfaltete eine solche Schönheit, dass der gesamte Raum in eine einzigartige Atmosphäre getaucht war.

Der folgende Animationsausschnitt kann die Stimmung und die Emotionen des Live-Moments natürlich nur ansatzweise wiedergeben.






Vor der grauen Klosterwand blühen zunächst nur weiße Rosen. Erst als Vaudémont Jolanthes Blindheit erkennt, beginnen sich einige der Rosen langsam rot zu färben – ein visuelles Symbol für die neu erwachte Erkenntnis und die Verwandlung der Szene.


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Ganz am Ende des Stückes erblühte die Bühne schließlich in einem farbenprächtigen Blütenspektakel, das das Publikum staunen ließ. Für Herrn Kalus konnten es nicht genug Blumen sein. :)


Das Blumenwuchern am Ende des Stückes. Musik hier dient nur der Veranschaulichung und ist KEINE Aufnahme des Theaters Nordhausen. Musik: Chor und Orchester des Bolschoi-Theaters der UdSSR aus 1976.

Während der Proben war ich regelmäßig vor Ort im Theater Nordhausen, um gemeinsam mit Regisseur Marian Kalus, den Schauspieler*innen, dem Orchester sowie der Licht- und Tontechnik am perfekten Zusammenspiel zu feilen – an dieser Stelle ein großes Lob an das gesamte Team und vorallem Marian Kalus.


Dieses Projekt verbindet für mich all das, was ich an meiner Arbeit liebe: die Nähe zum klassischen Theater, die kreative Freiheit der Illustration und die technischen Möglichkeiten der digitalen Animation.


Fotos: © Julia Lormis Schauspieler / Opernsänger auf dem Bildern: Julia Ermakova, Kyounghan Seo, Philipp Kranjc, Florian Tavic, Jung-Uk Oh, Anja Daniela Wagner, Thomas Kohl, Yuval Oren, Rina Hirayama, Wonjun Joo


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